Ich habe beschlossen, mich endlich einmal etwas genauer über die politische Situation in Burma zu informieren. Etwas über die Militärdiktatur, die unterdrückten Minderheiten und die Flüchtlingssituation in Erfahrung zu bringen. Habe mir zu diesem Zwecke "Rambo 4" in der Videothek ausgeliehen. Die meisten meiner Leser haben ihn ja sicher schon gesehen und wissen daher, daß er im Grenzgebiet zwischen Thailand und Burma spielt, also dort, wo schon seit Jahrzenhnten der Konflikt zwischen burmesischem Militär (der SPDC, State Peace and Development Council) und den Widerstandskämpfern der Karen (KNLA, Karen National Liberation Army) ausgetragen wird. Die Anfangssequenz spielt sogar in Mae Sot. Leider stellte sich der Film dann als doch nicht so informativ heraus, außer daß man erfährt, daß die SPDC böse ist, idyllische Karen-Dörfer niederbrennt und die Bevölkerung metztelt. Und daß allzu naive Volunteers böse bestraft werden können...
Anhand einiger Gespräche mit dem Leiter der Schule, an der ich gerade meine Kurse halte, sowie mit ehemaligen politischen Häftlingen im Büro der AAPP (Assistance Association for Political Prisoners) habe ich für mich folgende Erkenntnisse gewonnen:
Die Situation ist extrem kompliziert, und es braucht mehr als ein paar Gespräche, um alle Aspekte annähernd zu verstehen. Burma ist ein Vielvölkerstaat und ein ähnlich künstliches Konstrukt wie früher Jugoslawien, in diesem Fall allerdings eine Hinterlassenschaft der Briten, und mit dem weiteren Unterschied, daß die Anzahl der Volksgruppen in Burma viel größer ist als in Jugoslawien. Eine wichtige Frage, die man sich stellt, ist, wie die Militärdiktatur 60 Jahre lang an der Macht bleiben konnte. Ein Grund dafür ist sicherlich, daß sie von China gestützt wird. China hat aus mehreren Gründen Interesse, den Status Quo zu erhalten. Erstens sei Burma, so sagte man mir, strategisch für die beiden Atommächte China auf der einen ("kommunistisch") sowie Indien (eher "westlich") auf der anderen Seite interessant. Und China möchte ungern seine aktuell bessere Position schwächen lassen.
Weiterhin lebt in Burma die ziemlich große Volksgruppe der Shan, die ursprünglich vor über 1000 Jahren aus dem heutigen China eingewandert waren. Insofern sind sie geschichtlich eng mit China verbunden. Und sie kontrollieren heute den Großteil des Drogengeschäfts in Burma. Es geht also auch um die Erhaltung reicher Geldquellen.
Unter den vielen Volksgruppen sind neben den Karen einige andere, die gerne die Diktatur stürzen würden. Problem ist aber, daß sie es nicht hinbekommen, einheitlich vorzugehen. Sogar unter den Karen selbst gibt es Splittergruppen, einige kooperieren mit dem Regime, andere bekämpfen es erbittert. Aber man kann die Sache auch so sehen: auch nach 60 Jahren Herrschaft hat es eine hochgerüstete Armee bisher nicht geschafft, die Karen-Rebellen zu zerschlagen.
Für die burmesischen Flüchtlinge wirkt sich die Situation konkret folgendermaßen aus: sie werden hier in Thailand "geduldet", dürfen aber offiziell nicht arbeiten. Die meisten leben in Lagern, das größte zählt ca. 50.000 Bewohner. Zurück können sie nicht, weil sie entweder im Gefängnis landen oder ihre Dörfer wieder über kurz oder lang vom Militär angegriffen würden. Ihre Kinder, die in den Flüchtlingslagern geboren werden, sind staatenlos. Der Schulleiter hat zwei sehr süße Kinder und hätte gerne noch weitere, zögert aber wegen der existentiellen Ungewissheiten, in die sie hineingeboren würden.
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Hi Branko,
AntwortenLöschenauf die Idee, Rambo als Lehrfilm zu betrachten, kannst auch nur du kommen. Verwendest du für deine padagogische Weiterbildung den "Schulmädchenreport"?
Viele Grüsse aus Durlach von Eddy (Autor) und Bettina (Ideengeberin)
Stimmt, der "Schulmädchenreport" paßt ja ganz gut zu manchen Aspekten, mit denen man Thailand gemeinhin assoziiert... :-)
AntwortenLöschenViele Grüße in das Brezel- und Laugenweckparadies (lechz....!), Branko