Montag, 30. März 2009

Freizeitaktivitäten

Am Wochenende habe ich die AGAPE School am Stadtrand von Mae Sot besucht. Sie gehört momentan nicht zu den HWF-Projekten. Marisa, die Lehrerin aus England, geht ab und zu nachmittags für 2 Stunden hin und spielt mit den Kindern, da die Schule personell ziemlich unterbesetzt ist. Wir kamen nachmittags an, als einige der Kinder noch Nachmittagsschlaf hielten. Der "Schlafraum" ist eine ärmliche Holzhütte auf Stelzen, die Kinder lagen wild durcheinander auf den nackten Holzplanken, von Kissen, Decken, geschweige denn Betten keine Spur. Die ganze Anlage machte einen eher verwahrlosten Eindruck. Als ich dies später meinen Kollegen erzählte, meinten die, wieso, AGAPE sei noch eine von den relativ guten Schulen. Im Vergleich zu den HWF-Schulen, die ich bisher gesehen habe, war diese aber wirklich nicht leicht zu ertragen. Die Kinder wirkten schmutzig, die Kleidung war noch ärmlicher als "normal" und viele hatten mit Wunden übersäte Beine. Dies passiert, wenn viele Mückenstiche bei gleichzeitig mangelnder Hygiene aufgekratzt werden. Es fiel mir ehrlich gesagt schwer, mich beim Spielen zu entspannen und nahen Körperkontakt zuzulassen. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, daß AGAPE überdurchschnittlich viele Straßenkinder aufnimmt.

Schulhof AGAPE School



Der thailändische Name dieser Süßspeise heißt übersetzt "Banane süß süß" - und ist mehr als berechtigt!



Gewisse Schwerpunkte bei der Gestaltung des Speiseplans unserer Schul-Großküche sind nicht zu übersehen (Großansicht bei Klick auf das Bild)



Die Hühner auf der Stange, von links nach rechts: Pi Wad, Pi Ann, Lena (alle office), Claire (volunteer aus Frankreich) beim Besuch einer Schule außerhalb von Mae Sot

Samstag, 28. März 2009

Say Ta Nar School

Seit 10 Tagen besuche ich täglich die Say Ta Nar (burmesisch für "Unterstützung", "Hilfestellung") School nicht weit von hier und halte PC-Grundkurse ab. Es ist sehr interessant und macht viel Spaß mit den ca. 15 Kindern zu arbeiten. Da praktisch keins von ihnen zuvor an einem PC gesessen ist, versuche ich Grundlagen in Windows sowie einigen Anwendungsprogrammen, vor allem MS Word, sowie Grundlagen für die Benutzung des Internets zu vermitteln. Wobei ich selbst unheimlich viel dabei lerne, vor allem was Methoden angeht. Vieles entwickle ich ad hoc während der Schulung, weil ich immer wieder feststelle, daß dies und jenes nicht rüberkommt oder nicht verstanden wird. Die Schwierigkeiten sind teilweise auch Verständigungsproblemen geschuldet, denn hauptsächlich handelt es sich um Kinder aus unteren Klassenstufen, die noch nicht lange Englisch lernen. Glücklicherweise ist in jeder Gruppe immer einer/eine dabei, der/die recht fit ist bzw. schneller begreift. Diese Schüler setze ich dann als "Assistenten" ein und lasse sie die Sachen auf burmesisch ihren Mitschülern erklären.

Ich kann nicht sagen, wieviel ihnen diese Kurse langfristig bringen werden. Für einen nachhaltigen Effekt müßte EDV auf dem regulären Lehrplan stehen, die Schüler müßten kontinuierlich am PC arbeiten, die Schulen müßten ausreichend ausgerüstet sein. Zumal kein Schüler zuhause einen PC stehen hat wie bei uns in Deutschland. Dennoch hoffe ich, daß erstens etwas hängen bleibt und zweitens eine eventuell vorhandene Scheu vor dem PC komplett abgebaut wird. Ich für mich bin mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden, weil ich das Gefühl habe, den Kids etwas für sie komplett Neues beizubringen. Auch wenn es sich dabei nur um den allerallerersten kleinen Einstieg handelt, aber wir wissen ja alle: selbst die größte Reise beginnt mit einem ersten Schritt.

Hey... hast Du die Datei eigentlich gesichert???


Schülerin mit traditionellem Thanaka-Makeup


Gruppe 1 - der Boxer links hinten ist ziemlich fit, auch am PC :-)


Gruppe 2 - die beiden Mädels lachen sich immer über ihre eigenen Tippfehler tot


Gruppe 3 - rechts im Bild mein größter Fan, Win Mar :-)

Freitag, 27. März 2009

Heute lernen wir, Teil II

Ich habe beschlossen, mich endlich einmal etwas genauer über die politische Situation in Burma zu informieren. Etwas über die Militärdiktatur, die unterdrückten Minderheiten und die Flüchtlingssituation in Erfahrung zu bringen. Habe mir zu diesem Zwecke "Rambo 4" in der Videothek ausgeliehen. Die meisten meiner Leser haben ihn ja sicher schon gesehen und wissen daher, daß er im Grenzgebiet zwischen Thailand und Burma spielt, also dort, wo schon seit Jahrzenhnten der Konflikt zwischen burmesischem Militär (der SPDC, State Peace and Development Council) und den Widerstandskämpfern der Karen (KNLA, Karen National Liberation Army) ausgetragen wird. Die Anfangssequenz spielt sogar in Mae Sot. Leider stellte sich der Film dann als doch nicht so informativ heraus, außer daß man erfährt, daß die SPDC böse ist, idyllische Karen-Dörfer niederbrennt und die Bevölkerung metztelt. Und daß allzu naive Volunteers böse bestraft werden können...

Anhand einiger Gespräche mit dem Leiter der Schule, an der ich gerade meine Kurse halte, sowie mit ehemaligen politischen Häftlingen im Büro der AAPP (Assistance Association for Political Prisoners) habe ich für mich folgende Erkenntnisse gewonnen:

Die Situation ist extrem kompliziert, und es braucht mehr als ein paar Gespräche, um alle Aspekte annähernd zu verstehen. Burma ist ein Vielvölkerstaat und ein ähnlich künstliches Konstrukt wie früher Jugoslawien, in diesem Fall allerdings eine Hinterlassenschaft der Briten, und mit dem weiteren Unterschied, daß die Anzahl der Volksgruppen in Burma viel größer ist als in Jugoslawien. Eine wichtige Frage, die man sich stellt, ist, wie die Militärdiktatur 60 Jahre lang an der Macht bleiben konnte. Ein Grund dafür ist sicherlich, daß sie von China gestützt wird. China hat aus mehreren Gründen Interesse, den Status Quo zu erhalten. Erstens sei Burma, so sagte man mir, strategisch für die beiden Atommächte China auf der einen ("kommunistisch") sowie Indien (eher "westlich") auf der anderen Seite interessant. Und China möchte ungern seine aktuell bessere Position schwächen lassen.
Weiterhin lebt in Burma die ziemlich große Volksgruppe der Shan, die ursprünglich vor über 1000 Jahren aus dem heutigen China eingewandert waren. Insofern sind sie geschichtlich eng mit China verbunden. Und sie kontrollieren heute den Großteil des Drogengeschäfts in Burma. Es geht also auch um die Erhaltung reicher Geldquellen.

Unter den vielen Volksgruppen sind neben den Karen einige andere, die gerne die Diktatur stürzen würden. Problem ist aber, daß sie es nicht hinbekommen, einheitlich vorzugehen. Sogar unter den Karen selbst gibt es Splittergruppen, einige kooperieren mit dem Regime, andere bekämpfen es erbittert. Aber man kann die Sache auch so sehen: auch nach 60 Jahren Herrschaft hat es eine hochgerüstete Armee bisher nicht geschafft, die Karen-Rebellen zu zerschlagen.

Für die burmesischen Flüchtlinge wirkt sich die Situation konkret folgendermaßen aus: sie werden hier in Thailand "geduldet", dürfen aber offiziell nicht arbeiten. Die meisten leben in Lagern, das größte zählt ca. 50.000 Bewohner. Zurück können sie nicht, weil sie entweder im Gefängnis landen oder ihre Dörfer wieder über kurz oder lang vom Militär angegriffen würden. Ihre Kinder, die in den Flüchtlingslagern geboren werden, sind staatenlos. Der Schulleiter hat zwei sehr süße Kinder und hätte gerne noch weitere, zögert aber wegen der existentiellen Ungewissheiten, in die sie hineingeboren würden.

Freitag, 20. März 2009

Einstieg

In der abgelaufenen Woche konnte ich endlich meine ersten Erfahrungen bei Schulungen sammeln. Zwei Vormittage lang besuchte ich eine Schule hier in der Stadt und hatte eine Gruppe von 5-7 Schülern aus den Klassenstufen 1 bis 6. Im Vorfeld hatte ich mir folgende Fragen gestellt und auch versucht, diese vor der ersten Schulung beantwortet zu bekommen:

- wie ist der Kenntnisstand der Schüler im Umgang mit Computern?
- wie gut können sie Englisch? Wort? Schrift? Sprechen? Verstehen?
- welche Klassenstufen sollen geschult werden?
- wie viele Schüler sind zu erwarten? (wg. Schulferien sind viele nicht vor Ort)
- was soll geschult werden? Gibt es Anforderungen seitens der Schulleitung?
- wie ist die Ausstattung mit PCs?
- welche Software ist installiert?
- existiert Internetzugang?

Wir haben versucht, anhand eines Fragebogens einige Informationen zu sammeln, aber der Rückfluß von den 6 in Frage kommenden Schulen war eher bescheiden. Die Schule, mit der ich jetzt angefangen habe hat den Vorteil, daß sie hier ganz in der Nähe ist, so daß der Schulleiter immer schnell mal 'rüberkommen kann. Im persönlichen Gespräch wurden dann ganz kurzfristig die ersten Termine vereinbart. Auch die Gruppe der Schüler wurde spontan von ihm zusammengestellt. Am Wochenende werden wir uns wieder kurz treffen, um den Plan für kommende Woche zu machen. Das scheint mir auch die erfolgversprechendste Vorgehensweise zu sein.

Die Schüler dieser Gruppe hatten alle noch nie mit Computern gearbeitet, so daß für mich jetzt auch keine intensive Vorbereitung erforderlich war. Das wird sich bei den anderen Schulen ändern, wo höhere Klassenstufen unterrichtet werden und teilweise auch EDV regulär auf dem Lehrplan steht. Dort werden sicherlich spezielle Anforderungen kommen. Das macht es ehrlich gesagt auch etwas kribbelig, wenn ich da im Vorfeld zu wenig Informationen bekommen sollte. Dann stehe ich nämlich morgens um 9 Uhr vor den Schülern, und es kann mir passieren, daß ich geübte Excel-Anwender da sitzen habe, die jetzt die letzten Geheimnisse erlernen wollen. Oder VBA-Cracks, die mir ihren Code vorlegen und wissen wollen, wo ihr logischer Fehler ist... Für diese Fälle würde ich doch gerne einen oder zwei Abende Vorbereitungszeit zur Auffrischung haben.

Bei der ersten Gruppe waren meine Erfahrungen durchgehend positiv. Die Kids sind unheimlich lieb, freundlich und offen. Es hat richtig Spaß gemacht. Es wird einem aber auch ganz schnell bewußt, wie komplex doch alles ist, was man als selbstverständlich annimmt. Zum einen ist da die Sprache. Die ganz kleinen haben manches nicht verstanden, lassen es sich aber nicht anmerken. Dann ist zu beachten, daß es die reine Verständigungsebene gibt und außerdem die Ebene der Fachbegriffe, die wir so selbstverständlich verwenden, Hardware, Software, Betriebssystem usw. Dann ist die Frage, wo man bei den vielen Windows-Anwendungen anfangen soll? Was ist sinnvoll und vor allem prägnant für den Einstieg? Dann die Technik, was ich unterschätzt hatte. Die Maus an die richtige Stelle bewegen, einen Doppelklick so ausführen, daß wirklich was passiert und man nicht nur das Icon verschoben hat.

Ich bin sehr gespannt, wie sich die Sache weiterentwickelt. Es zeichnet sich aber ab, daß sehr viel Bedarf besteht bzw. umgekehrt: man kann sehr viel anbieten. Insofern kann ich die kommenden Wochen problemlos mit Schulungen füllen. Ich plane pro Tag zwei Blöcke à 3 Stunden vor- bzw. nachmittags. Wobei die Nachmittage echt hart werden wegen der Hitze. Mal schauen...

Sonntag, 15. März 2009

the little differences...

Eine für den gemeinen Urlauber gewöhnungsbedürftige Einrichtung in Südostasien sind die Duschen. Manch einer wird sich nun fragen, wieso ich so etwas profanes überhaupt thematisiere. Nun, ich habe mich inzwischen zwar daran gewöhnt, stoße aber jeden Tag mindestens einmal auf das Thema, und für den sauberkeitsfanatischen Europäer ruft gerade die Konstruktion in "meinem" Bad hier in Mae Sot immer wieder Kopfschütteln hervor. Die Bäder hier sind meistens so gebaut, daß das ganze Bad mitsamt Toilette und Waschbecken zur Dusche gehört bzw. umgekehrt die Dusche nicht klar vom "Rest" des Bades getrennt ist. Es gibt keine Duschwanne und selten Vorhänge, d.h. das Wasser sucht sich seinen Weg zum Abfluß, der aus einem Abflußloch irgendwo im Boden besteht. Sinnvollerweise befindet sich der Abfluß nahe der Stelle wo der Duschkopf installiert ist, und der Boden hat ein entsprechendes Gefälle, so daß das Wasser nicht durchs ganze Bad laufen muß. Das ist hier nicht so. Dies hat zur Folge, daß man sich jedes Mal nasse Füße holt, wenn jemand geduscht hat und man selbst im Laufe der nächsten Stunden irgendwann mal Hände waschen und/oder auf die Toilette will. Wenn man dann noch bedenkt, daß man sich hier in den Häusern barfüßig bewegt, die Fußböden aber nicht durchgehend klinisch rein sind, kann man sich vorstellen, wie der Boden im Bad aussieht, nachdem man da kurz durchgeschlurft ist. In diesen Momenten bin ich dankbar für unsere nette Haus- und Küchenfrau :-)

Preisfrage: was haben Tennisbälle und Moskitos gemeinsam? Sie kommen von Zeit zu Zeit mit ähnlich aussehenden Objekten in Berührung, siehe Foto....hahahaaa....! Und eine hab' ich noch: was ist der Unterschied zwischen Tennisbällen und Moskitos? Tennisbälle sind bereits tot, wenn sie mit dem Tennisschläger in Berührung kommen....hahaaahaaaaaa!



Kleine technische Information dazu: die Bespannung des Moskito-Schlägers besteht aus Draht, der unter Spannung steht, im Schlägergriff befindet sich nämlich ein wiederaufladbarer Akku....kleine teuflische Apparatur, und sehr effektiv :-) Man hat schon Einheimische stundenlang auf einer Liege im Garten liegen und träge mit dem Schläger wedeln sehen. Immer, wenn ein kleiner Blitz am Schläger aufleuchtete und ein kurzes "Bzzzzzzt" zu vernehmen war, huschte ein kleines zufriedenes Lächeln über das Gesicht des erfolgreichen Jägers...

Eine Sache, die mir gerade hier immer wieder verstärkt bewußt wird, wenn ich wie jeden Tag die Spiegel-Online Webseite aufrufe und mir die wichtigsten Neuigkeiten aus Deutschland und der Welt durchlese: das Negative überwiegt bei weitem! Natürlich passieren viele schlimme Dinge auf der Welt, aber ich frage mich: geht es bei der Berichterstattung wirklich immer nur um die reine Informationsvermittlung oder wird anhand der Auswahl der Inhalte nicht auch eine grundsätzliche Einstellung zur Welt, zum Leben vermittelt? Und beeinflußt die Art der Berichterstattung nicht auch die Einstellung derjenigen, die die Berichterstattung konsumieren? Warum wird so wenig Positives berichtet, das es doch unbestreitbar gibt? Man trifft ja hier z. B. eigentlich ausschließlich solche Ausländer, die hergekommen sind, um irgendwie anderen Leuten zu helfen. Und überall auf der Welt gibt es ja viele Orte wie Mae Sot, wo man Menschen treffen kann, die sich in der Regel uneigennützig engagieren und ihre Zeit und Arbeitskraft für "gute Zwecke" zur Verfügung stellen. Und es gibt die vielen Hilfsorganisationen, die die großen Mengen an Spendengeldern erhalten und in entsprechende Projekte stecken. Das ist jetzt alles sehr vereinfacht dargestellt, ich weiß, aber ich plädiere jetzt "ganz einfach" mal dafür, 20% der Zeit in der Tagesschau für positive Berichterstattung zu reservieren! Wäre das nicht was???

Mittwoch, 11. März 2009

Heute lernen wir....

Irgendwo hatte ich mal gelesen, daß in den Monaten Februar bis April die Luftverschmutzung in Nordthailand sehr groß sein soll. Feinstaubbelastung soll ein großes Problem sein. Ein Grund dafür ist, daß vor jeder neuen Pflanzperiode traditionell die Felder abgefackelt werden. Es gibt hier nicht so viele Traktoren, mit denen man die abgeernteten Felder umpflügen und somit die Reste der letzten Ernte wieder dem Kreislauf zuführen könnte. Außerdem werden ständig neue Anbauflächen durch Brandrodung gewonnen. Und schließlich fällt in dieser Jahreszeit praktisch kaum Regen, so daß Staub, der einmal in der Luft hängt, nicht herausgespült wird.

Die ersten Tage hier in Mae Sot hatte ich morgens ab und zu mal das Gefühl, daß jemand in der Nähe zum Frühstück Steaks gegrillt hatte (stark durchwachsene natürlich), was mich nicht weiter verwunderte. Seit einigen Tagen ist das aber nun Dauerzustand. Die Nase kitzelt ständig, und man kann direkt in die Sonne schauen, auch wenn sie schon ziemlich hoch steht. Abends, wenn die Autos ihre Scheinwerfer eingeschaltet haben, wabert Londoner Nebel durch die Straßen, nur daß er nicht aus harmlosen Wassertröpfchen besteht...

In Europa beschäftigt uns das Thema ja nun auch schon seit einiger Zeit, Feinstaubzonen in den Städten, Plaketten usw. Es gibt so eine Kenngröße, anhand der die Feinstaubkonzentration angegeben wird, nämlich PM10. Ich will ja niemanden mit Zahlen langweilen, aber es gibt in der EU einen Richtwert, der im Tagesmittel an höchstens 35 Tagen im Jahr erreicht werden darf. Der Wert liegt bei 50. Das thailändische Umweltministerium betreibt eine Webseite, auf der man sich die Werte für größere Städte anschauen kann (http://www.pcd.go.th/AirQuality/Regional/Default.cfm). Chiang Mai lag gestern bei knapp unter 200, Chiang Rai bei 240... heute allerdings finde ich in der Liste nur Städte, wo der Wert unter 50 liegt, die beiden genannten Städte fehlen ganz...seltsam....über eine Query kommt man aber schon an die Daten ran...oj, sehe gerade: Chiang Rai heute bei 277...

Da fällt mir das Plädoyer eines Bekannten hier ein. Ich hatte mal gesagt, daß meiner Meinung nach das Bewußtsein für Umweltschutz in dieser Region Welten von dem entfernt ist, was man so in Europa unternimmt. Irgendwie relativieren sich die Bemühungen in Westeuropa, wenn man das hier sieht. Salopp gesagt, der Nutzen der Maßnahmen in Europa ist meiner Meinung nach verschwindend gering gegenüber dem Schaden, der, ich sage mal ganz allgemein, in der "dritten Welt" angerichtet wird. Ist keine Kritik, einfach eine subjektiv geprägte Feststellung. Jedenfalls meinte dieser Bekannte, nein, Thailand z. B. würde total viel tun, sie hätten es z. B. geschafft, innerhalb recht kurzer Zeit die Taxis in Bangkok auf Gas umzustellen. Ja ok, schön und gut, jede Maßnahme ist super und Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Ich will nur sagen, daß die Probleme echt massiv sind, und ein Verbot der Brandrodung in Thailand wäre wahrscheinlich genauso schwer durchzusetzen, wie unser allerallerallergrößtes Problem in Deutschland, eine sinnvolle Steuerreform oder gar eine Gesundheitsreform :-)

Na gut, um das Thema abzuschließen, wollte ich noch sagen, daß Chiang Mai eine der höchsten Lungenkrebsquoten überhaupt hat. Ganz netter Vergleich, irgendwo gelesen: an manchen Tagen atmet ein Nichtraucher in Chiang Mai das Äquivalent zu 3 Packungen Zigaretten ein.

Fazit: ganz Nordthailand müßte eigentlich zur Umweltschutzzone 4 (grün) erklärt werden...

Hier noch das Abschiedsbild von Frans, dem in Italien lebenden Holländer, der gestern traurig nach Europa zurückgekehrt ist. In unserer Mitte Marisa, Lehrerin aus England.


Samstag, 7. März 2009

Update...

Gestern war ich zusammen mit der Belegschaft aus dem Büro beim Barbecue-Essen. Das ist hier anscheinend voll der Renner, wie man aufgrund des sehr, sehr gut besuchten Restaurants feststellen konnte. Es funktioniert so: je nach Personenanzahl bekommt man einen oder zwei "hot pots" auf den Tisch gestellt. Das sind im Prinzip Blumentöpfe aus Ton, gefüllt mit Kohlebriketts, die bereits glühen. Oben drauf befindet sich ein Blechaufsatz, der als Auflagefläche für das Fleisch dient. Am Rand des Aufsatzes befindet sich eine rundumgehende Vertiefung, in die Wasser gefüllt wird. Darin kocht dann das Gemüse. Zutaten holt man sich so viel und so oft wie man möchte von einem Büffet, das eine große Auswahl an Gemüse- und Fleischsorten bietet. Das ganze ist eigentlich ganz witzig, hat aber ein paar entscheidende Haken. Erstens strahlen die Blumentöpfe eine Megahitze aus. Ich habe den Fehler gemacht, daß ich mein frisches Wasserglas mit Eiswürfeln 30cm von einem der Töpfe entfernt stehen ließ, viel weiter geht ja nicht, da der Tisch nicht besonders groß ist. Nach 5 Minuten hätte ich darin Tee aufbrühen können. Und das bei Außentemperaturen von ca. 30 Grad am Abend...




Dann ist die Auswahl an Fleisch- und Fischsorten zwar sehr groß, aber leider fällt das meiste davon aus, da es doch sehr exotisch aussieht und auch ziemlich lieblos angerichtet ist. Ist halt einfach in großen Pfannen aufgeschnitten, ungewürzt und oft sehr, sehr durchwachsen. Anscheinend lieben es die Einheimischen aber genau so, denn die Kollegen kamen mit vollen Tellern aufgehäuft mit dem Zeug vom Büffet zurück. Das Büffet ist auch klar strukturiert: ganz links die fettarmen Fleischsorten für die Weicheier aus Europa, Rind und Geflügel, dann nach rechts zunehmend mit weiß durchsetzt, bis dann ganz rechts die Pfanne mit dem reinen Speck, 100% weiß, auf die hungrige Kundschaft wartet. Der Hammer war aber eine Pfanne voll mit etwas, das aussah wie 5 cm lange Stücke von Arterien oder Venen, Durchmesser ca. 1 cm... garantiert war es das auch, habe aber vergessen zu fragen.




Hier übrigens Yuki und Suki, die Stand-In-Models unserer Nähwerkstatt. HWF stattet nämlich seit einiger Zeit die Schüler "seiner" Schulen kostenlos mit Schuluniformen aus, "Fremdschulen" können die Uniformen kaufen. Habe schon versucht, Suki (die heiße Rothaarige) zu überreden, mal nach Feierabend mit hoch auf mein Zimmer zu kommen, aber selbst als ich mit meinen Dollarscheinen gewedelt habe, ignorierte sie mich konsequent.

Dann habe ich gestern ziemlich furchtbare Bilder aus Birma gesehen. Ein Italiener, den ich hier kennengelernt habe, ist ziemlich viel in den Flüchtlingslagern entlang der Grenze unterwegs auf der Suche nach einem Projekt, zu dem er persönlichen Bezug hat und das er unterstützen könnte. Und da hat er dann wohl ein burmesisches Flüchtlingspaar kennengelernt, die aus ihrer Heimat fliehen mußten, weil der Mann direkt nach dem Zyklon Nargis im Irrawaddy-Delta herumgefahren ist und Fotos geschossen hat. Und genau diese Fotos hat er vor ein paar Tagen dem Italiener kopiert, der sie nun hier im Büro gezeigt hat. Jede Menge Bilder mit im Wasser treibenden oder halb im Schlamm versunkenen Menschen- und Tierleichen, aufgedunsen, halb verwest, hab' sowas noch nie gesehen. Weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, sowas live zu sehen, die Bilder haben mir ehrlich gesagt mehr als gereicht. Zerstörte Dörfer, ähnlich wie nach dem Tsunami. Unfaßbar, daß die Militärjunta wochenlang Hilfslieferungen blockiert oder erschwert hat. Das ist auch das, was einem die ganze Sache hier irgendwie so irreal erscheinen läßt: man ist irgendwie ein bißchen involviert, hat in einem entfernten Sinne damit zu tun, richtig drin ist man aber bei weitem nicht. Und fragt sich auch, ob man das wirklich wollen würde, "richtig" drin zu sein...

Mittwoch, 4. März 2009

Karina, die Kakerlake

Gestern spät abends, als ich in meinem Zimmer auf dem Bett liegend gerade so über die Vorzüge thailändischer Massagesalons sinnierte, bekam ich plötzlich und völlig unerwartet Besuch von einer kleinen, grazilen, flinken, thailändischen....Kakerlake...! Das erste Mal waren wir uns vor einigen Tagen spät abends in der Küche begegnet, als wir beide auf der Suche nach einem süßen Betthupferl waren, die Kakerlake auf dem Boden, ich ein paar Etagen höher im Kühlschrank. In dem Moment, als wir einander ansichtig wurden, zuckten wir beide jeweils vor Schreck zurück, aber nachdem keiner von uns feindliches Verhalten zeigte, entspannte sich die Situation recht schnell. Als ich später ein Glas Wasser holen ging, stellte ich fest, daß die Kakerlake offensichtlich noch keinen Erfolg bei ihrer Suche gehabt hatte. Ich grüßte höflich und wünschte viel Erfolg bei der weiteren Suche. Da wir uns nun so langsam kennenlernten, beschloß ich, ihr einen Namen zu geben. Karina schien mir irgendwie passend, auch deswegen, weil ich niemanden kenne, der so heißt und dessen Gefühle die Namensvergabe hätte verletzen können.

Da huschte nun also Karina bei mir im Zimmer umher, von einer Ecke zur anderen. War verschwunden, mal unter dem Bett, mal hinter meinem Rucksack, tauchte Minuten später wieder auf, suchte die Wandleiste nach Öffnungen ab usw. Sie hatte sich also zu mir ins Zimmer getraut, nun aber offensichtlich Angst vor der eigenen Courage bekommen. Denn ihr Verhalten war nur so zu interpretieren, daß sie auf der Suche nach dem Ausgang war. Da mir dieser Einbruch in meine Privatsphäre dann doch etwas zu abrupt gewesen war, beschloß ich, sie bei ihrer Suche nicht zu unterstützen, im Gegenteil, ich strafte sie mit Nichtbeachtung und versuchte, den unterbrochenen Gedankengang von vorhin wieder aufzunehmen. Das gelang mir auch recht gut. Ich bin gespannt, ob wir uns heute abend auf neutralem Boden in der Küche wieder begegnen, denn in meinem Zimmer war sie heute morgen nicht mehr...

Tja, und sonst, was tue ich so, außer Freundschaften zu Krabbelviechern pflegen? Die Computerkurse werden nicht vor Mitte März beginnen, da sie in den Schulferien stattfinden sollen, und diese beginnen erst ab Mitte März. Momentan bereite ich diese ein bißchen vor und kümmere mich ansonsten um EDV-Problemchen hier im Büro, z. B. wenn Internet nicht läuft oder Hardwarekomponenten nicht ansprechen usw. Außerdem arbeite ich an einem Konzept zur Einführung eines LAN im Büro, also der Vernetzung der PCs untereinander inklusive Einrichtung eines Fileservers. Das wird mich vermutlich parallel zu den Kursen ein Weilchen begleiten.

Montag, 2. März 2009

Schulbesuche...

Hier ein paar Impressionen von den von HWF betreuten Schulen:

Klassenzimmer...


Begrüßung...


brave Schüler...


...neugierig...


Ergebnisse der Basteltage mit Pia aus Italien...


welche waren nochmal meine...???