Irgendwo hatte ich mal gelesen, daß in den Monaten Februar bis April die Luftverschmutzung in Nordthailand sehr groß sein soll. Feinstaubbelastung soll ein großes Problem sein. Ein Grund dafür ist, daß vor jeder neuen Pflanzperiode traditionell die Felder abgefackelt werden. Es gibt hier nicht so viele Traktoren, mit denen man die abgeernteten Felder umpflügen und somit die Reste der letzten Ernte wieder dem Kreislauf zuführen könnte. Außerdem werden ständig neue Anbauflächen durch Brandrodung gewonnen. Und schließlich fällt in dieser Jahreszeit praktisch kaum Regen, so daß Staub, der einmal in der Luft hängt, nicht herausgespült wird.
Die ersten Tage hier in Mae Sot hatte ich morgens ab und zu mal das Gefühl, daß jemand in der Nähe zum Frühstück Steaks gegrillt hatte (stark durchwachsene natürlich), was mich nicht weiter verwunderte. Seit einigen Tagen ist das aber nun Dauerzustand. Die Nase kitzelt ständig, und man kann direkt in die Sonne schauen, auch wenn sie schon ziemlich hoch steht. Abends, wenn die Autos ihre Scheinwerfer eingeschaltet haben, wabert Londoner Nebel durch die Straßen, nur daß er nicht aus harmlosen Wassertröpfchen besteht...
In Europa beschäftigt uns das Thema ja nun auch schon seit einiger Zeit, Feinstaubzonen in den Städten, Plaketten usw. Es gibt so eine Kenngröße, anhand der die Feinstaubkonzentration angegeben wird, nämlich PM10. Ich will ja niemanden mit Zahlen langweilen, aber es gibt in der EU einen Richtwert, der im Tagesmittel an höchstens 35 Tagen im Jahr erreicht werden darf. Der Wert liegt bei 50. Das thailändische Umweltministerium betreibt eine Webseite, auf der man sich die Werte für größere Städte anschauen kann (http://www.pcd.go.th/AirQuality/Regional/Default.cfm). Chiang Mai lag gestern bei knapp unter 200, Chiang Rai bei 240... heute allerdings finde ich in der Liste nur Städte, wo der Wert unter 50 liegt, die beiden genannten Städte fehlen ganz...seltsam....über eine Query kommt man aber schon an die Daten ran...oj, sehe gerade: Chiang Rai heute bei 277...
Da fällt mir das Plädoyer eines Bekannten hier ein. Ich hatte mal gesagt, daß meiner Meinung nach das Bewußtsein für Umweltschutz in dieser Region Welten von dem entfernt ist, was man so in Europa unternimmt. Irgendwie relativieren sich die Bemühungen in Westeuropa, wenn man das hier sieht. Salopp gesagt, der Nutzen der Maßnahmen in Europa ist meiner Meinung nach verschwindend gering gegenüber dem Schaden, der, ich sage mal ganz allgemein, in der "dritten Welt" angerichtet wird. Ist keine Kritik, einfach eine subjektiv geprägte Feststellung. Jedenfalls meinte dieser Bekannte, nein, Thailand z. B. würde total viel tun, sie hätten es z. B. geschafft, innerhalb recht kurzer Zeit die Taxis in Bangkok auf Gas umzustellen. Ja ok, schön und gut, jede Maßnahme ist super und Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Ich will nur sagen, daß die Probleme echt massiv sind, und ein Verbot der Brandrodung in Thailand wäre wahrscheinlich genauso schwer durchzusetzen, wie unser allerallerallergrößtes Problem in Deutschland, eine sinnvolle Steuerreform oder gar eine Gesundheitsreform :-)
Na gut, um das Thema abzuschließen, wollte ich noch sagen, daß Chiang Mai eine der höchsten Lungenkrebsquoten überhaupt hat. Ganz netter Vergleich, irgendwo gelesen: an manchen Tagen atmet ein Nichtraucher in Chiang Mai das Äquivalent zu 3 Packungen Zigaretten ein.
Fazit: ganz Nordthailand müßte eigentlich zur Umweltschutzzone 4 (grün) erklärt werden...
Hier noch das Abschiedsbild von Frans, dem in Italien lebenden Holländer, der gestern traurig nach Europa zurückgekehrt ist. In unserer Mitte Marisa, Lehrerin aus England.