Samstag, 9. Mai 2009

Kwe Kha Baung School

Die Woche begann typisch thailändisch: mit einer Übung in Geduld und mit vergeblichem Warten... nach den Schülern der P'Yan Daw School letzte Woche, waren diese Woche 20 Schüler von der Kwe Kha Baung School an der Reihe. Der Unterricht fand in einem Internet-Café im Zentrum von Mae Sot statt. Eigentlich war schon vor Wochen klar gewesen, daß wir rechtzeitig den sehr gut ausgestatteten und klimatisierten Computerraum eines öffentlichen "Lern-Zentrums" (Self Access Learning Center) reservieren würden. Am Donnerstag hieß es dann auf einmal, nee, die Leute da könne man gerade nicht erreichen, wir würden kurzfristig in ein Internet-Café ausweichen. Nicht die erste sehr nebulöse Aktion hier... Jedenfalls stand ich also Montag Morgen in gespannter Erwartung mit gezücktem Stift vor meinem whiteboard und wartete....und wartete...rief im Büro an, fragte nach und wartete....bis irgendwann am fortgeschrittenen Vormittag der erste Tag abgeblasen wurde, es würden keine Schüler kommen. Es hatte wohl Verwirrungen wegen der parallel stattfindenden Thai- und Englischkurse gegeben. Ab Dienstag hatte ich dann aber meine 20 Leute, die alle ohne Ausfälle auch bis zum Schluß durchhielten.

Diesmal war es soweit, es trat ein, was ich schon früher befürchtet hatte: die Schüler waren zu fit! Alle 20 hatten schon regulären Computerunterricht an ihrer Schule genossen, hatten Interneterfahrung und eigene e-mail Konten. Gut war, daß die meisten Schüler mich beim Erfragen ihrer Vorkenntnisse verstehen konnten und in der Lage waren, auf Englisch zu antworten. Einige hatten auch konkrete Vorstellungen, was sie gerne lernen wollten: MS MovieMaker. Die Idee fand ich auch gut, es war nur ein Haken dabei: ich hatte das Programm selbst noch nie verwendet. Ich versprach aber, es ihnen am nächsten Tag vorzustellen. Den ersten Tag verbrachten wir damit, uns Facebook genauer anzuschauen und für jeden ein Konto einzurichten. Außerdem schossen wir Fotos für die Profilbilder. Diese mußten von der Kamera übertragen und über Netzwerk auf die 10 PCs verteilt werden. Anschließend sollte jeder sein Bild bearbeiten, zuschneiden usw. und in sein Profil hochladen. Insofern waren da einige nützliche Übungen dabei und es wurden Prozesse wiederholt, die bei der Internetbenutzung immer mal wiederkehren. Außerdem drehte ich einige Videos von der Klasse als Rohmaterial für den MovieMaker.

Am Nachmittag schaute ich mir das Programm dann im Büro an und stellte fest, daß es recht einfach handhabbar ist. Für den Rest der Woche gab ich daher die Aufgabe aus, mit dem MovieMaker einen kurzen Film zusammenzubauen. Dazu sollte mein Filmmaterial verwendet werden, es sollten nach Bedarf zusätzliche Bilder aus dem Internet geladen und nach Möglichkeit Audio-Dateien von zuhause für den Soundtrack mitgebracht werden. Nach der Vorstellung der Software meinerseits ging's dann los. Das ganze hatte für den Rest der Woche dann eher Workshop-Charakter. Ich beaufsichtigte hauptsächlich, schrieb ab und zu Hinweise an die Tafel oder griff bei dem einen oder anderen helfend ein. Die Schüler reden sehr viel untereinander und helfen sich gegenseitig, da bin ich komplett außen vor, da ich (noch) kein burmesisch kann. Es kommt selten vor, daß mal jemand direkt mit einer Frage kommt. Die Schüler fragen ihre Kameraden oder warten eher dezent, bis ich mal wieder zufällig vorbeikomme und mir auffällt, daß das Programm hängt oder der Schüler verdächtig lange den unveränderten Bildschirm betrachtet, weil er einen bestimmten Menüpunkt nicht findet. Aber nie zeigt jemand Anzeichen von Frust, höchstens ein kurzes leises Aufstöhnen, aber immer verbunden mit einem Lächeln, auch wenn z. B. das Programm 10 Min. vor dem Abgabetermin abstürzt und man die kompletten Credits am Ende nochmal eintippen muß, weil man nicht regelmäßig zwischensichert. Das sind die Lektionen, die hängen bleiben :-) Aber am Ende hatte tatsächlich jeder einen mehr oder weniger ausgefeilten, auf jeden Fall fertigen Film vorzuweisen.

Für meine Klasse von der BHSOH School, die kommende Woche dran ist, erwarte ich ähnliche Vorkenntnisse. Ein paar der Schüler kenne ich auch schon von dem Programm mit Agnese von vor ein paar Wochen. Ich werde daher dort ebenfalls den MovieMaker schulen, aber eingebettet in ein komplexeres Projekt: jeder Schüler soll bis Ende der Woche einen maximal 5-minütigen Film erstellen, bestehend aus zwei Teilen: der erste Teil soll eine Selbstpräsentation sein, der zweite eine Kurzdoku über eine von mir vorgegebene Person der Weltgeschichte. Da ist also einiges drin: Arbeiten mit PC und verschiedenen Medienarten und -dateien, Aufnehmen von Filmmaterial, Internetrecherche über ein Referatsthema, Organisation und Präsentation der Informationen sowie Benutzung des MovieMaker. Werde zu diesem Zweck auch zum ersten Mal unseren Dolmetscher mitnehmen, zumindest am 1. Tag, damit die Aufgabenstellung wirklich klar wird. Bin gespannt, das ganze könnte auch in die Hose gehen. Aber ich kann jederzeit noch auf abgeschwächte Aufgabenstellungen zurückgehen, falls ich merke, daß es zuviel oder zu schwierig wird.

1 Kommentar:

  1. Der "Kwe Kha Baung" ist übrigens der höchste Berg im "virtuellen" Karen-Staat.

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