Es ging also hinein in die Berge, erstmal ziemlich hoch hinauf, dann ständig auf und ab, über kahle Hänge, durch Wälder, der Belag wechselte sukzessive von Asphalt auf Schotter auf felsige Erde auf festgestampfte Erde. Langsam leuchtete mir ein, warum wir Wagen und Fahrer gewechselt hatten. Echt unglaublich, daß die Versorgung des Lagers ausschließlich über diese Straße erfolgen sollte. Interessierte Leser dürften mich bei Gelegenheit gerne mal nach Kroatien in mein Dorf begleiten, da kann ich ihnen einen 100 m langen Wegabschnitt zwischen den Höfen von Bauer Mirko* und Bauer Jozek* (* - Namen von der Redaktion geändert) zeigen, der genauso aussieht, wie die letzten 30 km (!!!) zum Lager Mae La Oon! :-) Wie dem auch sei, irgendwo mittendrin hielt der Fahrer auf einmal ohne ersichtlichen Grund. Ich schaute an der Fahrerkabine vorbei nach vorne und was sehe ich? WTF.... eine sehr große Pfütze mitten auf der "Straße", so groß, daß 2 Büffel sie für ihr mittägliches Entspannungsbad okkupiert hatten. Erst nach mehrmaligem Hupen und bedrohlichem Heranfahren an den Rand des Pools waren die beiden bereit, ihn kurz mal zu verlassen. Dann konnte es weitergehen.
Ohne weitere Zwischenfälle und nach dem Passieren mehrerer Kontrollposten mit Schlagbäumen erreichten wir Mae La Oon und bezogen das "Gästehaus", eine Bambushütte bestehend aus mehreren Räumen für externe Besucher. Das Lager wird von ca. 19.000 Menschen bewohnt, die teilweise jahrelang bleiben. Das ganze hat daher auch eher die Atmosphäre einer permanenten Siedlung als eines Durchgangslagers für Flüchtlinge. Alles wirkt sehr friedlich und entspannt. Die Hauptstraße durch das Lager ist asphaltiert. Viele Organisationen betreiben Projekte, darunter Schulen, Werkstätten, ein Restaurant, Büchereien, Krankenstationen usw. Wir als HWF wollten uns routinemäßig unsere Projekte anschauen, nämlich eine Art Berufsschule, ein Blindenzentrum, eine Bücherei und eine kleine Wasserkraftanlage. Strom ist nämlich ein rares Gut. Unsere Anlage liefert Strom für einige "privilegierte" Gebäude, darunter das Gästehaus, und nur für wenige Stunden am Tag. Die wenigen Computer sind an große Autobatterien anschlossen, die irgendwo, meist außerhalb des Lagers, wieder aufgeladen werden müssen. Der Anschluß an das thailändische Stromnetz ist verboten. Das würde Mae La Oon endgültig zu einer dauerhaften Siedlung machen, was von den thailändischen Behörden nicht gewünscht ist. De facto ist es das aber bereits seit längerem, was langsam ein großes Problem wird, da die Hilfsorganisationen anfangen, sich nach und nach zurückzuziehen. Ihre Agenda ist ja eigentlich schnelle und kurzfristige Hilfe für Flüchtlinge bereitzustellen. Und da gibt es ja weltweit einige Betätigungsfelder. Und gerade in Zeiten zurückgehender Spenden müssen die Organisationen noch genauer schauen, wo das Geld eingesetzt wird. Die Bewohner der großen Lager in Thailand kann man unter diesem Aspekt so langsam wirklich nicht mehr Flüchtlinge nennen. Eine schwierige Situation. Die USA haben vor einiger Zeit mit Umsiedlungsprogrammen begonnen. D.h. die Flüchtlinge können sich für die Immigration bewerben, und soweit ich gehört habe, werden zur Zeit alle Bewerber akzeptiert. Viele, die noch hier sind, haben bereits Verwandtschaft in San Diego oder Minneapolis, zum Beispiel.
Eingang Gästehaus, Treffpunkt zum Kaffeeklatsch
Wohnzimmer
Blick aus meinem Fenster
Blindenzentrum
In der Weberwerkstatt
Besichtigung der Wasserkraftanlage
Neugierige Kids aus der Nachbarschaft
OMG.... was für eine Schweinehitze!
Hello Mr. B.,
AntwortenLöschensehr interessanter Report und gleichzeitig erschreckend. Ich sehe solche Bilder bzw. Realitäten nur mit einer europäischen Wohlstandsbrille. Und die remote-control hilft beim Wegschauen. THX für Deinen Bericht bzw. GJ!
Ansonsten hoffe ich, dass Du nicht völlig FUBAR bist und die letzten Tage noch geniessen kannst.
Anyway! CU and B2K, M!
PS: Super, dass es mit Google geklappt hat (= JFGI)
Nein, FUBAR sind hier zum Glück nur einige der Computer....obwohl: heute habe ich geholfen, 1.500 Etiketten auf Styroporboxen zu kleben...das ist dieser Tage vom intellektuellen Anspruch her genau das Richtige für mich :-)
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