Bin nun seit gestern hier und zweifele manchmal, ob es eine gute Entscheidung war. Einerseits schon gut, denn Songkran in Chiang Mai ist wirklich ein Erlebnis. Es ist eine mehrtägige Wasserschlacht ohne Ende. Was zuerst auffällt: überall gibt es Eimer und Wasserpistolen in allen Größen und Farben zu kaufen. Und jeder ist damit bewaffnet. Pickups mit riesigen, mit Wasser gefüllten Bottichen und jeweils ca. 5-10 Personen auf der Ladefläche patroulieren durch die Straßen ("mobile Einheiten"). Am Straßenrand haben die Leute alle paar Meter ebenfalls Bottiche aufgestellt und/oder Wasserschläuche installiert ("stationäre Einheiten"). Und dann geht's halt ab. Als unbeteiligter Fußgänger auf der Suche nach Essen, Trinken, Souvenirs oder einfach nur ein bißchen wohlverdiente Entspannung in einem Massagesalon hat man da keine Chance ("collateral damage"). Aber so lernt man die Stadt am besten kennen. Nach dem Motto: wie komme ich mit möglichst wenigen Überquerungen von größeren Straßen von A nach B...Dann gibt es noch Knotenpunkte, die man am besten komplett meidet. Verkehrsmäßig geht da gar nix mehr, d.h. die beteiligten Parteien sind einander ausgeliefert bis zum bitteren Ende. Da fällt mir ein Zitat aus anderem Zusammenhang ein: "Wann ist in Molwanien Jagdsaison? Von Anfang Oktober bis zum Ende der Munition!" An den Knotenpunkten also ist Stillstand... und gleichzeitig Party, denn dort sind dann auch Bühnen aufgebaut, und es läuft laute Technomusik. Das erinnert irgendwie schon ein bißchen an Love Parade oder ähnliche Veranstaltungen. Und wer ist wieder am aktivsten bzw. übertreibt es ab und zu gerne mal? Die Ausländer! Hier sind es vor allem junge Briten und Amis, die den Thai mal zeigen wollen, wie man richtig Songkran feiert... Damit komme ich langsam zu den Aspekten der Veranstaltung, die mir nicht so gut gefallen. Man hat das Gefühl, daß mehr Ausländer unterwegs sind als Einheimische. Außerdem haben sie mir kein schönes Zimmer mehr übrig gelassen, fast alles ist ausgebucht....ach, menno!
Spätnachmittags dann kann man beobachten, wie kleine Grüppchen klitschenaß, tropfend, Wasserspuren hinter sich herziehend und erschöpft, aber glücklich die Orte des Geschehens verlassen. Wer möchte, kann nun bei einer Tasse leckerem Kaffee von einer Cafe-Terrasse aus in Ruhe seine privaten "Miss Wet T-Shirt"-Listen (oder "Mr. Brit oben ohne, rot und verbrannt", je nach persönlichem Gusto) aufstellen.
So, wenn man die ganzen Songkran-Begleiterscheinungen wegläßt, ist Chiang Mai glaube ich ein sehr lohnenswertes Reiseziel. Es ist relativ beschaulich und gemütlich, der Kaffee ist gut, es gibt schöne und vor allem ruhige Unterkünfte, man kann sehr gut einkaufen und essen und in der Umgebung viel unternehmen.
Zum Abschluß noch ein Bild von einem späten Besucher mit Schuhgröße 40 auf der Terrasse vor dem Büro in Mae Sot...
Hello Mr. B.,
AntwortenLöschenWelcome to water-hell. Dein Projekt "Waterboarding" hört sich interessant und spannend an. Ich kann mir gut vorstellen, dass die alteuropäischen und transatlantischen Wasserköpfe (und nach entsprechenden alkoholischen Flüssigkeiten auch Wasserleichen) das Gesamtbild verwässern. Aber durchhalten: Du bist der Fels in der Brandung!
Weiterhin viel Spaß und Hugs, Mr. M.
PS:
1. Ach Moldawien -> wie schön war es damals zur Winterzeit :-)!
2. Netter Mitbewohner auf dem Bild. Er könnte leicht übersehen werden (s. Branko 2008 "Meine Wanderungen im Elsaß")!
zu 1. dito! :-)
AntwortenLöschenzu 2. wurde ja auch übersehen! Bin drangestoßen und habe mir dabei den großen Zeh gebrochen :-) Und die Geister aus dem Elsaß verfolgen mich noch heute :-)